ASV in der Verfolgerrolle
Lange spielte der ASV Hamm-Westfalen in der vergangenen Saison um den zweiten Aufstiegsplatz in der 2. Handball-Bundesliga mit, am Ende reichte es zu einem achtbaren sechsten Platz in einem wieder extrem ausgeglichenen Feld. Im Vergleich zu den Spitzenmannschaften fehlte es den Westfalen insbesondere an Durchschlagskraft aus dem Rückraum, weshalb die Verantwortlichen frühzeitig reagierten. Zur neuen Saison stehen nun acht neue Akteure im Aufgebot, da neben den zunächst angekündigten sieben Neuzugängen nun auch noch Torwart Jan Wesemann aus der Reserve nachrückte. Sechs davon spielen im Rückraum. Im Interview äußerten sich Geschäftsführer Franz Dressel und der sportliche Leiter und Trainer Kay Rothenpieler vor dem ersten Ligaspiel am Freitag gegen den TV Großwallstadt zu den Erwartungen in Bezug auf die neue Saison 2018/2019.
Herr Dressel, das Projekt „2-5-1“ befindet sich mittlerweile im vierten Jahr – halten Sie an dem Ziel „Erstligaaufstieg“ nach wie vor fest?
Franz Dressel: „Auch wenn sich die Rahmenbedingungen, also die Anzahl der Aufstiegsplätze, für den Aufstieg in die 1. Liga bis 2020 geändert haben, arbeiten wir weiter am Erreichen dieses Ziels. Alles entwickelt sich positiv: der Kader, das wirtschaftliche Umfeld und die Zuschauerzahlen. Man kann das nicht vorhersehen. Aber wir haben Spieler geholt, um den nächsten Schritt zu machen.“
Fragen wir den Trainer: Ist denn die Mannschaft sportlich für einen Aufstiegskampf aufgestellt?
Kay Rothenpieler: „Davon sind wir überzeugt. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht. TuS Nettelstedt-Lübbecke könnte eine Alleinstellung in der Liga einnehmen. Dahinter folgt eine ganze Reihe von Mannschaften, zu denen wir auch zählen, die sich in der Verfolgergruppe einreihen wollen. Aber dafür muss auch bei uns ganz viel passen, etwa hinsichtlich Verletzungen. Ganz wichtig wird für uns auch sein, wie schnell wir unseren Rhythmus finden und die neuen Abläufe funktionieren.“
Welche Rückschlüsse ziehen sie aus der Vorbereitung, die mit einem furiosen Sieg gegen Erstligist Minden begann?
Kay Rothenpieler: „Kurz gesagt: Es gab Licht und Schatten. So wie das in einer Vorbereitung eben ist. Man darf niemals den Fehler machen, dies nur an den Ergebnissen zu bemessen. So sind das immer nur Momentaufnahmen, die auch durch das beeinflusst sein können, was die Teams an dem Tag oder dem Tag zuvor gemacht haben. Insgesamt hat viele schon gut funktioniert. Auch die Integration der neuen Spieler hat sehr gut funktioniert. Aber wir werden noch etwas Zeit brauchen, bis wir das volle Leistungspotenzial abrufen können. Das geht anderen Teams aber auch nicht anders. Das Pokalwochenende hat uns da auch weitergebracht.“
In der letzten Woche vor dem Start sollte mannschaftsintern über ein Saisonziel gesprochen werden. Lautet das in diesem Jahr beim ASV „Erstligaaufstieg“?
Franz Dressel: „Ich sage ganz offen, wenn wir dieses Jahr Sechster werden, haben wir unser Ziel nicht erreicht. Wir werden versuchen, so lange wie möglich in der Spitze mitzuspielen.“
Kay Rothenpieler: „In erster Linie ist Absteiger Nettelstedt der Favorit Nummer eins. Der Verein hat den Kader gehalten. Danach werden viele Mannschaften um die weiteren Spitzenplätze kämpfen. Dazu gehören wir, den Anspruch haben wir. Aber wir müssen konstanter als in der Vorsaison unsere Leistung abrufen, um die Rolle einnehmen zu können. Wir haben noch eine Entwicklung vor uns. Wenn es in diesem Jahr schon zu mehr reicht, werden wir das gebührend zu feiern wissen.“
Ist denn das Umfeld bereit für die DKB-Handball-Bundesliga? Ist der Etat dafür gut genug aufgestellt?
Franz Dressel: „Um die Liga dauerhaft halten zu können, wird sich der Etat in die Richtung der Drei-Millionen-Grenze entwickeln müssen. Aber das muss keinesfalls sofort geschehen und davon sind wir auch noch entfernt. Aber durch einen Aufstieg erhöhen sich direkt auch verschiedene Bestandteile des Etats, wie etwa spürbar die Fernsehgelder. Auch unser nach Westfalen ausgerichtetes Sponsoringangebot wird durch eine Erstligazugehörigkeit sicher noch interessanter und uns neue Partner bringen. Ich bin sicher, dass wir in jedem Spiel ausverkauft sein würden, dass sich die Sponsoren- Einnahmen in der ersten Liga insgesamt verbessern lassen. Bei einigen Partnern haben wir dieses bereits mitverhandelt.“
Kay Rothenpieler: „In vielen Bereichen sind wir bestimmt schon erstligareif aufgestellt. Aber es gibt durchaus auch noch Dinge, die wir in der 1. Liga verbessern müssten, die aber einfach für einen Zweitligisten noch zu hoch gegriffen wären. Wenn wir es schaffen, wäre unser Vorteil, dass alle im Umfeld wissen, was auf sie zukommt. Aber das ist ja wirklich noch sehr weit weg für uns.“
Schauen wir auf die nahe Zukunft: Sie starten mit zwei Heimspielen gegen TV Großwallstadt und dann gegen einen direkten Konkurrenten, HBW Balingen-Weilstetten. Sind das gleich richtungsweisende Aufgaben?
Kay Rothenpieler: „Soweit würde ich so früh in der Saison nicht gehen. Aber wegen unserer starken personellen Veränderungen wird es darum gehen, dass wir wie gesagt schnell unseren Rhythmus finden. Gegen Großwallstadt sind wir favorisiert, aber gegen Balingen-Weilstetten erwartet uns ein Duell auf Augenhöhe. Zu Hause wollen wir natürlich beide Partien für uns entscheiden. Aber auf die Gefahr, dass ich mich in dieser Saison ganz oft wiederholen werde: Leichte Spiele gibt es nicht – Unkonzentriertheiten können an jedem Spieltag folgenschwer sein, egal gegen wen.“
Franz Dressel sieht in allen Bereichen eine positive Entwicklung beim ASV. – Foto: Wegener
Sieht sein Team für den Aufstiegskampf gerüstet: Trainer und sportlicher Leiter Kay Rothenpieler. – Foto: Wegener