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Veröffentlicht am 23.10.2022 von Simon Kottmann

Zu viele Fehlwürfe geleistet

Die Chance auf mehr war kurzzeitig da, am Ende musste der ASV Hamm-Westfalen am frühen Samstagabend aber dem gastgebenden TVB Stuttgart zum verdienten 29:20-Sieg (15:9) gratulieren. Überragender Akteur des Abends war TVB-Torwart Silvio Heinevetter, der hinter einer starken Abwehrreihe zu Höchstform auflief und 22 Bälle und mehr als die Hälfte der Torwürfe abwehrte – allerdings dabei zu oft auch mit lösbaren Aufgaben konfrontiert wurde.

Eine Viertelstunde brauchten die Gäste, um so richtig in die Partie zu kommen. In der Abwehr bekamen die Westfalen zunächst keinen Zugriff, im Angriff waren die Aktionen zu wenig zwingend. So lag Stuttgart nach der Anfangsviertelstunde mit 9:5 in Führung. Das neunte Tor erzielte Heinevetter sogar selbst in das leere Gehäuse der Westfalen. Bis zur 17. Minute trafen beide Teams nun einmal. Der Unterschied bis zu diesem Punkt war leicht zu erklären: Heinevetter stand bei sechs Paraden und 50 Prozent abgewehrten Bällen, sein Gegenüber Vladimir Bozic nur bei elf Prozent und einer Parade. Zu viele Lücken offenbarten die Gäste, bei denen Abwehrstratege Markus Fuchs wie im Pokal am Mittwoch schmerzlich vermisst wurde, der wie Björn Zintel die Reise nach Stuttgart gar nicht antreten konnte. Stuttgart dagegen verteidigte gut und ließ überwiegend nur schwierige Rückraumwürfe aus größerer Entfernung zu.

Aber in der Folge kommen die Westfalen besser in die Partie. Die Abwehr agierte nun beweglicher, der eingewechselte Torwart Felix Hertlein brachte zusätzliche Sicherheit. Ein parierter Siebenmeter war dann ein Weckruf. Zwar nutzte Stefan Bauer die Chance zum 10:8 zunächst, Tim Wieling gelang wenig später das Tor. Wenig später parierte Hertlein erneut einen Siebenmeter und nach einem Abpraller sogar den Nachwurf. „Wir sind voll im Spiel“, befand ASV-Trainer Michael Lerscht kurz darauf während einer Auszeit. Nur im Angriff forderte er mehr Konsequenz.

Doch genau die sollte den Gästen in den folgenden fast neun Minuten fehlen: Savvas Savvas trifft nach etwas mehr als 21. Spielminuten zum 9:10 aus Sicht der Gäste. Wenig später bietet sich dem Griechen sogar die Chance zum Ausgleich und damit die Möglichkeit, Zugriff auf das gesamte Spiel zu bekommen. Aber sein Wurf kommt aus zu großer Entfernung gegen einen gut aufgelegten Heinevetter und wird sichere Beute des TV-Keepers. Bis zur Pause gelingt dem ASV kein Tor mehr, durch einen 5:0-Lauf erspielt sich Stuttgart eine 15:9-Führung zur Pause – allerdings mit bitterem Beigeschmack: Kreisläufer Oscar Bergendahl verletzte sich in der Abwehr offenbar am Knie, so dass die Partie vorzeitig für ihn beendet war. Ein Mitspieler fiel ihm in der Abwehr unglücklich auf das Bein. So deutlich wie nun die Führung war, stellte sich auch die zwischenzeitliche Bilanz dar: Während Stuttgart mit 72 Prozent seine Angriffe Abschluss, waren es beim ASV nur 38 Prozent der Angriffe. „Wir haben insgesamt über 20 Fehlwürfe in diesem Spiel. Das ist zu viel, um für einen Sieg in Frage zu kommen“, lautete die Analyse von ASV-Coach Lerscht direkt nach der Partie.

Dennoch: Auch im zweiten Abschnitt bot sich noch einmal eine kleine Chance für den ASV, in die Partie zurückzukommen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit war es der wieder genesene Stefan Bauer, der in der 32. Minute die ASV-Fans erlöste und zum 10:15 aus Sicht der Gäste traf. Bis zum 19:14 hält der TVB die Westfalen auf Abstand. Doch mit der 5:1-Deckung des ASV und im Angriff mit dem eingewechselten Andreas Bornemann und einem starken Alexander Schulze auf der Außenbahn stellten die Gäste die Stuttgarter vor Aufgaben.  Bornemann war es dann auch, der in der 46. Minute zum 17:20 verkürzte und noch einmal für Hoffnung bei den Fans des Aufsteigers sorgte. Doch die sollte nicht von Dauer sein: In seiner Auszeit gab TVB-Trainer Michael Schweikardt die richtigen Anweisungen, bis zur 51. Minute gelangen drei Toren, Jerome Müllers Treffern zum 23:17 in der 50. Minute glich einer Vorentscheidung. Denn in der Abwehr stand der TV nun wieder besser, erschwerte dem ASV, bei dem ausgerechnet nur die Ex-Stuttgarter Alexander Schulze mit vier von fünf erfolgreichen Versuchen und Tim Wieling mit drei Toren ohne Fehlwurf gute Quote vorwiesen, wieder deutlicher den Abschluss.

„Das war ein richtungsweisendes Spiel für uns. Hamm ist rangekommen, aber wir haben nicht den Fehler gemacht wie gegen Hannover und den Gegner noch mehr rankommen lassen“, wollte Heinevetter seine eigene Leistung nicht überbewerten, dem aber auch TVB-Trainer Schweikardt eine „herausragende“ Leistung bescheinigte.  „Dass das in der Höhe ausfällt, ist nicht ganz verdient. Wir müssen froh sein, dass wir zwei Punkte geholt haben“, meinte Schweikardt weiter. „Ich muss auch meine Abwehrreihe loben, die viele schwierige Würfe für Hamm kreiert hat.“

Auf der einen Seite Lob für die Abwehr, auf der anderen Seite Kritik an der Angriffsleistung: „Wir haben uns heute viel vorgenommen, aber zu viel verworfen“, erklärte Michael Lerscht nach Spielende. Aber jetzt gehe es darum, das gut zu analysieren und am Donnerstag wieder bereit für die nächste Aufgabe zu sein: Und die lautet um 19:05 Uhr in der heimischen WESTPRSS arena MT Melsungen.

TVB Stuttgart – ASV Hamm-Westfalen 29:20 (15:9)

TVB: Heinevetter (22 Paraden, 1 Tor), Vujovic (n. e.) – Häfner (2), Serrano Villalobos (2), Hanusz (3), Schöttle (1), Lönn, Wissmann, Röthlisberger, Wissmann, Nicolaus (3), Forstbauer (2), Zieker (2/1), Müller (6), Pfattheicher (4/2), Bergendahl (2), Sliskovic (1)

ASV: Hertlein (7), Bozic (1) – Huesmann (2/1), Patrail, Bratzke, Schulze (4), Pretzewofsky, Bornemann (3), Orlowski (2), Meschke, Dayan, Savvas (4/1), von Boenigk (1), Wieling (3), Bauer (1)

Schiedsrichter: Fabian Baumgart, Sascha Wild

Zuschauer: 4.133

Zeitstrafen: TVB 4 min, ASV 6 min

Siebenmeter: TVB 2/4, ASV 2/3