Kein einziges Testspiel mit den neuen Teamkollegen, über vier Monate Zwangspause aufgrund einer Schulterverletzung – umso erstaunlicher war das starke Comeback des Rückkehrers Björn Zintel am 15. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga im Trikot des ASV Hamm-Westfalen, das der 26-Jährige schon von 2015 bis 2018 getragen hatte. Bei seinem Debüt sicherte der Mittelmann mit seinem Treffer eine Sekunde vor dem Ende zum 29:29 gegen die TSV Hannover-Burgdorf einen enorm wichtigen Punkt für den Aufsteiger. Im Interview äußerte sich Björn Zintel zu seinem Comeback-Spiel, der viermonatigen Leidenszeit und den Zielen für die verbleibende Spielzeit.
Herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Comeback. Wie fühlt es sich mit zwei Tagen Abstand an?
Björn Zintel: „Ich bin überglücklich, dass ich endlich wieder eingreifen kann. Das war meine erste schwere Verletzung. Mein Respekt vor all denen, die sich in der Reha befinden und hart für ihre Rückkehr arbeiten, ist unglaublich gewachsen. Ich weiß jetzt, was das bedeutet. Das war enorm harte Arbeit. Und das Zuschauen bei den Spielen war auch kein Zuckerschlecken. Man will helfen und darf nicht. Das war auch nicht immer einfach.“
Trainer Michael Lerscht hat Ihnen eine professionelle und harte Arbeit in der Reha bescheinigt, die dieses vergleichsweise frühe Comeback ermöglicht hat. Wie haben Sie sich in der Zeit motiviert?
Björn Zintel: „Ich wollte natürlich möglichst schnell, aber auch gut vorbereitet zurückkehren. Dafür gilt mein Dank allen Beteiligten, angefangen vom Operateur, dem medizinischen Stab bis hin zu den Physiotherapeuten vom ASV und der Reha Körperbau in Lemgo, sowie auch der Familie, die mich gut unterstützt hat. Allein mit Willen und Motivation ist das auch nicht zu bewerkstelligen. Ich freue mich, dass ich schon in diesem Jahr wieder eingreifen darf. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“
Das war die Leistung von Björn Zintel am Sonntag auch nicht: Das erste Tor gelang nach 85 Sekunden, das entscheidende eine Sekunde vor dem Abpfiff. Und dazwischen hatte der ASV einen souveränen Taktgeber in seinen Reihen.
Björn Zintel: „Es freut mich natürlich, dass ich meinen Teil zum Punktgewinn beitragen konnte. Aber genau das war es: ein Teil. Denn die Mannschaft hat sich nach der Niederlage in Minden eine Menge vorgenommen, wollte eine Reaktion zeigen. Und genau das ist gelungen. Die Bereitschaft war in jeder Hinsicht riesengroß, auch gegen Widerstände in diesem Spiel. Diese Bereitschaft ist am Ende belohnt worden. Es war eine Teamleistung. Es darf auch nicht vergessen werden, dass wir kurzfristig eine Reihe von Ausfällen zu verkraften hatten und mit wenig Personal antreten mussten. Handball ist immer ein Mannschaftssport.“
“Das war schon ein besonderes Spiel”
Umso mehr war es eine filmreife Geschichte, nach vier Monaten so zurückzukehren.
Björn Zintel: „Klar, das war schon ein besonderes Spiel. Ich war ehrlicherweise auch nervöser als sonst. Und dann noch vor dieser großartigen Kulisse. Einen Tag später wusste ich auch, was ich körperlich abgerufen hatte.“
Aber der Muskelkater ist langsam wieder im Griff?
Björn Zintel (lacht): „Ja klar, jetzt geht es wieder. Ich habe den trainingsfreien Montag gleich auch wieder in der Reha genutzt. Donnerstag steht ja auch die nächste Aufgabe in Hamburg an.“
Direkt nach Spielende haben Sie den Sieg trotz aller Emotionen analytisch eingeordnet: Es sei nur ein Punktgewinn gewesen und es gebe noch jeden Menge Hausaufgaben. Welche sind das?
Björn Zintel: „Natürlich gibt es die. Im Grunde kann man aus jedem Spiel etwas mitnehmen. Die wichtigste positive Erkenntnis war gegen Hannover, dass wir auch in der Offensive durchschlagkräftig sein können, wenn wir unsere Mittel richtig einsetzen. Und dann wird es ja auch für die Abwehr leichter, wenn es nicht diese Vielzahl von schnellen Gegenangriffen gibt. Verbessern können wir sicher noch die Fehlerzahl, da nehme ich mich beispielsweise mit dem Pass kurz vor dem Ende auf Rechtsaußen nicht aus. Aber unter dem Strich ist es auch im Kampf um den Klassenerhalt wichtig, mutig und in gewissem Maße risikobereit zu spielen.“
In der Berichterstattung zum Spiel gegen Hannover wurde eines immer wieder deutlich: In dieser Form ist das ASV absolut konkurrenzfähig und trotz des aktuellen Rückstands auf die Nichtabstiegsplätze ein Kandidat auf die Nichtabstiegsplätze. Wie bewerten Sie solche Aussagen?
Björn Zintel: „Als absolut zutreffend. Aber das wussten wir ja auch vorher schon. Nur wussten wir auch, dass es in dieser Liga für uns harte Phasen geben wird. Dabei gilt es dann, einen kühlen Kopf zu bewahren, weiter hart zu arbeiten und das gemeinsame Ziel zu glauben. Und das tun wir.“