Jan Pretzewofsky mit neuem Fokus
Beim ASV Hamm-Westfalen hat sich Rechtsaußen Jan Pretzewofsky vom B-Jugendlichen zum Bundesligaspieler entwickelt (siehe Bericht). Ab der neuen Saison will er nun den Fokus stärker auf eine Berufsausbildung neben dem Handball legen. Dem Sport bleibt er aber noch erhalten, der 24-Jährige wird beim aktuellen Oberligisten TSG Altenhagen-Heepen aktiv sein.
„Da ich seit mittlerweile schon drei Jahren mit meiner Freundin in Bielefeld wohne und nun auch etwas mehr Fokus auf meinen Beruf legen dabei aber immer noch ambitionierten Handball spielen möchte, kamen hier nicht viele Vereine in Frage. Schnell war also klar, dass es die TSG wird. Ich fühle mich hier in Bielefeld wohl und sehe in der TSG eine optimale Möglichkeit alles zu kombinieren. Der Verein hat sehr gute Strukturen, eine ambitionierte Mannschaft und ich freue mich sehr auf die neue Zeit in Bielefeld.”, meinte Jan Pretzewofsky über seinen im Sommer anstehenden Wechsel.
Die Entscheidung ist über einen längeren Zeitraum gereift, die ASV-Führung ist seit März informiert – nun steht das neue sportliche Ziel des Linkshänders fest, auch wenn der ASV Jan Pretzewofsky gerne gehalten hätte. „Ich habe ihnen im Gespräch mitgeteilt, dass ich nächstes Jahr nicht weiter in Hamm spielen werde“, berichtete Pretzewofsky von einer “Bauchentscheidung”. Bei der TSG trifft er auf ehemalige Weggefährten wie Alexander Engelhardt und Florian Schöße sowie Torwart Dennis Doden. Auch Trainer Niels Pfannenschmidt kennt den 24-Jährigen bereits aus seiner Zeit beim ASV. “Jan ist menschlich sowie sportlich top. Wir freuen uns sehr auf ihn”, bekräftigte Pfannenschmidt bei der Bekanntgabe.
Für den ASV, der den Kader zur neuen Saison in weiten Teilen bereits stehen hat, bedeutet dies eine weitere mögliche Neubesetzung. Für den ebenfalls wechselnden Tim Wieling (TuS N.-Lübbecke) kommt im Sommer der tschechische Nationalspieler Jakub Sterba vom TSV Bayer Dormagen.
Aus der B-Jugend in die Bundesliga
Mit gerade einmal 15 Jahren wechselte Jan Pretzewofsky im Sommer 2014 vom TuS Eintracht Overberge zum ASV Hamm-Westfalen. Was damals vielleicht ein loser Traum war, ist nun Realität für den sympathischen Rechtsaußen geworden: Er spielt in der neuen Saison in der höchsten deutschen Spielklasse gegen die besten Handballer der Welt.
Auch wenn er dann bereits in die neunte Saison bei den Westfalen geht, mit seinen 23 Jahren ist der Kamener eher noch am Anfang seiner handballerischen Laufbahn. Und die steht sinnbildlich für das, was die Verantwortlichen des ASV sich zum Ziel gesetzt haben: Talente aus der Region zu entwickeln und an den Profihandball heranzuführen. Dazu gehört neben den sportlichen und körperlichen Voraussetzungen – auf beiden Seiten – vor allem eines: Geduld. Und die hat Jan Pretzewofsky bewiesen. Im Laufe der Jahre, in denen er nur sporadisch bei den Profis mitwirkte, ging er nicht auf andere Angebote ein, und nutzte die Chance, von den „Großen“ zu lernen. Und für den ASV ist es eine tolle Voraussetzung, neben der ersten Mannschaft auch eine Drittligamannschaft ins Rennen schicken zu können und nun auch eine A-Jugend-Bundesliga stellen zu können. ASV-Geschäftsführer Thomas Lammers: „Das ist eine enorme Entwicklung, zu der ganz viele Personen beigetragen haben.“
Ein Satz, der wohl so auch auf Jan Pretzewofsky zutrifft. Er habe das Glück gehabt, „stets den richtigen Trainer zum richtigen Zeitpunkt gehabt zu haben“, blickte Pretzwofsky unter der Saison zurück, als sein Vertrag vorzeitig bis Sommer 2023 verlängert wurde. Angefangen in der Jugend, wo neben dem früheren ASV-Spielmacher Stephan Just auch sein jetziger Kapitän Fabian Huesmann in der A-Jugend sein Coach war. „In der zweiten Mannschaft hat mich dann Christian Feldmann gefördert, in der ersten Kay Rothenpieler, der mich als zweiten Mann mit reingenommen hat, als Lukas Blohme und Lars Gudat gegangen sind“, zählt Pretzewofsky auf. „Und jetzt ist es Micha Lerscht, bei dem es mir in den letzten zwei Jahren sehr gut getan hat, fest im Kader dabei zu sein.“
Mittlerweile ist der 23-Jährige also in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga angekommen. „Und dazu braucht es eben Geduld und Fleiß“, sagt er. „Es war schon so, dass Vereine Interesse gezeigt haben“, sagt er. „Ich möchte aber nicht unbedingt hier aus der Region wegziehen. Ich bin hier familiär gebunden, meine Eltern wohnen in Kamen, ich spiele seit acht Jahren in Hamm – deswegen war es keine sehr große Überlegung.“ Gerade schreibt er seine Bachelor-Arbeit um sich dann voll auf den Handball zu konzentrieren – in der stärksten Liga der Welt.
ASV verlängert mit Jan Pretzewofsky
Der ASV Hamm-Westfalen setzt auch in Zukunft auf das Eigengewächs Jan Pretzewofsky. Der Vertrag mit dem Linkshänder wurde um ein Jahr bis zum Sommer 2023 verlängert. Mit 15 Jahren war Pretzewofsky vom TuS Overberge in die B-Jugend des ASV gewechselt, bei den Profis zählt er nach sporadischen Einsätzen in den Jahren zuvor nun seit der Saison 2019/20 fest zum Aufgebot. In 93 Spielen brachte er es bisher auf 82 Treffer.
„Wir freuen uns, dass Jan weiterhin das ASV-Trikot tragen wird“, betonte Geschäftsführer Thomas Lammers, überzeugte von der starken Entwicklung, die der Rechtsaußen vor allem in dieser und der zurückliegenden Spielzeit genommen hat. Für Trainer Michael Lerscht bieten sich somit aktuell mit Jan Pretzewofsky und Tim Wieling zwei gleichwertige Alternativen auf der Position – mit unterschiedlichen Stärken im Spiel. „Das ist schon außergewöhnlich gut, dass wir auf der Position so besetzt sind“, freut sich Lerscht darüber, zwischen Pretzewofsky und Wieling wählen zu können. „Tim ist etwas kleiner und von den Wurfvarianten her ist er anders. Ich bin da etwas geradliniger“, beschreibt Pretzewofsky selbst die Unterschiede zum Teamkollegen, mit dem er sich sehr gut verstehe. „Wir versuchen uns immer zu helfen, egal ob im Spiel oder Training“, so der Linkshänder.
Die Rolle, die sich Jan Pretzewofsky beim ASV in der 2. Handball-Bundesliga erarbeitet hat, sieht der 23-Jährige vor allem als Lohn für den Fleiß, den er in den zurückliegenden Jahren unter den Trainern Christian Feldmann, Kay Rothenpieler und seit der vergangenen Saison unter Michel Lerscht an den Tag gelegt hat. „Dazu gehört eben Geduld und die Bereitschaft, hart zu arbeiten“, so Pretzewofsky. Es habe durchaus Angebote gegeben, er wollte aber nicht aus der Region wegziehen und eben weiter seine Chance beim ASV suchen. Mit Erfolg – in der kommenden Saison geht Jan Pretzewofsky nun in das neunte Jahr bei den Westfalen.