ASV-Familie sagt “Danke”
Einen stimmungsvollen Abschied hat der ASV Hamm-Westfalen am Samstagabend von seinen scheidenden neun Akteuren genommen. Die vorangegangene knappe 32:35-Heimniederlage gegen den Tabellenfünften TuS Nettelstedt-Lübbecke war dabei nicht mehr als ein sportlicher Schönheitsfleck, den die Beteiligten schnell abgehakt hatten.
So bereiteten die 2.145 Zuschauer in der WESTPRESS arena gemeinsam mit der Gastmannschaft, die ebenfalls zur Zeremonie in der Halle verblieb, einen sehr würdigen Rahmen für das „Good bye“ für sieben Spieler, Co-Trainer Jens Gawer und Trainer Michael Lerscht. Einen ersten emotionalen Höhepunkt gab es schon in der Schlussminute der Partie, als die Gäste ASV-Abwehrchef Markus Fuchs den Ball übergaben und der einen letzten Treffer auf das leere TuS-Gehäuse werfen dürfte. Der 32-Jährige setzte damit zum einen den Schlusspunkt hinter die erfolgreiche Saison der Westfalen, die die Spielzeit 2023/24 in der 2. Handball-Bundesliga damit als Tabellendritter beendeten – das beste Ergebnis nach den beiden Aufstiegen in Liga 1, das der ASV erzielt hat. Zum anderen war es für Markus Fuchs der Schlusspunkt einer besonderen Karriere, die er im Erwachsenenbereich in Minden begann (2011 bis 2013) und zum größten Teil beim ASV verbrachte (2013 bis 2024). Nach nunmehr zehneinhalb Jahren in Hamm wird er in die Geschäftsstelle wechseln und ab dem 1. Juli als Prokurist arbeiten. Offizieller Start in die Vorbereitung zur neuen Saison ist dann am 20. Juli, dann unter der Leitung des neuen Trainers Michael Hegemann.
Ihren Abschied nahmen am Samstag: Trainer Michael Lerscht (Wechsel in den Lehrerberuf), Co-Trainer Jens Gawer, Florian Scheerer (Leihe endet, zurück zum HC Erlangen), Nico Schöttle (Leihe endet, zurück zum TVB Stuttgart). Jan Wesemann (Eintracht Hildesheim). Alexander Schulze (TuS Nettelstedt-Lübbecke), Björn Zintel (HSG Nordhorn-Lingen), Jan von Boenigk (VfL Eintracht Hagen) und Markus Fuchs (Karriereende).
Ein ausführlicher Bericht zum Saisonfinale und den Stimmen zur Saison folgt.
Das Saisonfinale in Bildern
Der Held von Hagen
Mit seinen genau zwei Blitzeinsätzen wurde Torwart Jan Wesemann zum Helden von Hagen. Denn zweimal wurde er für Felix Storbeck nur zum Siebenmeter eingewechselt und parierte beide Würfe – den zweiten davon bei abgelaufener Spielzeit. Und mit dieser zweiten Parade rettete Wesemann, der kurzfristig für den muskulär angeschlagenen Vladimir Bozic ins Aufgebot des ASV Hamm-Westfalen gerückt war, den 31:30-Auswärtssieg, den sich der ASV zuvor dank einer äußerst engagierten Mannschaftsleistung erarbeitet hatte.
Mit diesem Sieg in einem äußerst temporeichen und engagierten aber auch bemerkenswert fairen Derby rückten die Westfalen zumindest bis zum Sonntag auf den zweiten Rang der 2. Handball-Bundesliga vor. Dann tritt die HSG Nordhorn-Lingen, aktuell mit zwei weniger absolvierten Spielen als der ASV und einem Punkt weniger, beim Tabellenführer VfL Gummersbach an, der bisher zuhause ohne Punktverlust geblieben ist. Doch dies realisierten die Akteure des ASV erst etwas später – zunächst war die Freude über den Auswärtssieg riesengroß. Denn der stark aufspielende Gegner in diesem dritten Spiel innerhalb von sieben Tagen hatte der Mannschaft von Trainer Michael Lerscht alles abverlangt.
Schnell ging der VfL mit 3:0 in Führung ehe Kapitän Fabian Huesmann die mitgereisten ASV-Fans mit dem ersten Gästetreffer des Abends erlöste. Aber die Hausherren bestimmte das Spiel, in der 21. Minute stellte Theo Buergin eine Vier-Tore-Führung zum 13:9 her. Offensiv war die Fehlerquote beim ASV zu hoch, in der Abwehr bekamen die Gäste den umtriebigen Rückraum Norouzinezhad und Julian Athanassoglou nicht richtig in den Griff, der mit dem Tor zum 15:11 bereits seinen fünften Treffer im Spiel erzielte.
Doch mit der Hereinnahme von Benny Meschke neben Matej Mikita wurde das Abwehrspiel des ASV im Mittelblock beweglicher – immer wieder gelang es der insgesamt sehr engagierten Abwehrformation nun, Würfe zu erschweren oder ganz zu verhindern. Im Eiltempo bestraften die Westfalen dann jeden Ballverlust und erzielten angetrieben vom bärenstarken Mittelmann Dani Baijens in weniger als drei Minuten vier Tore. Nach dem 15:15 durch Meschke erhöhten Baijens eine halbe Minute später sogar auf 16:15 und stellte damit die erste ASV-Führung des Abends her. Zwar konterten die Gastgeber noch einmal durch zwei Treffer von Tilman Pröhl, dank weiterer Treffer durch Meschke und Huesmann gingen die Westfalen aber mit einer 18:17-Führung in die Pause, nach einer extrem unterhaltsamen ersten Halbzeit für die Zuschauer in der Krollmann-Arena.
Im zweiten Abschnitt lieferten sich die Teams ein sehr offenes Duell mit ständig wechselnden Führung. Auch das 28:25 durch Gerrit Genz für den ASV in der 51. Minute glichen die Gastgeber durch drei Tore in Serie innerhalb von drei Minuten wieder aus. So blieb der Ausgang völlig offen, der Ex-ASVer Lars Gaubatz glich wiederum eine 30:29-Führung des ASV in der 58. Minute aus. Dies sollte allerdings das letzte Hagener Tor an diesem Abend sein. Denn nach Fehlwurf Genz wehrte Storbeck den nächsten Wurf seines Ex-Teamkollegen ab, Dani Baijens bewahrte die Nerven und traf zum 31:30. Noch 54 Sekunden verblieben der Eintracht, um zumindest noch einen Punkt zu holen.
Eine halbe Minute vor dem Ende nahm VfL-Coach Stefan Neff eine Auszeit, um die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen – erwartungsgemäß kam auch der siebte Feldspieler zum Einsatz, um noch einen freien Wurf zu kreieren. Genau 15 Sekunden vor dem Ende signalisierten die Unparteiischen passives Spiel – es kam zum finalen Wurf, den Fabian Huesmann nur mit Foulspiel verhindern konnte. Die Schiedsrichter entschieden folgerichtig auf Siebenmeter und ließen die verbliebenen Sekunden ablaufen. Wie schon zuvor gegen Valentin Schmidt parierte aber Wesemann den Siebenmeter von Pouya Norouzinezhad – mit den bekannten Folgen.
VfL Eintracht Hagen – ASV Hamm-Westfalen 30:31 (17:18)
VfL: Grezesinski, Mahncke – Buergin (2), Bednar, Norouzinezhad (6), Queckenstedt, Pröhl (4), Bratzke, Schmidt (2/1), Athanassoglou (6), Gaubatz (3), Kister, Ingwald, Mestrum (3), Stefan (4), Andrejew
ASV: Storbeck, Wesemann – Genz (3), Huesmann (5/3), Brosch (5), Reimann, Engelhardt, Kooij, Pretzewofsky (4), Schöße, Orlowski (2), Meschke (2), Baijens (7), Mikita, von Boenigk (3), Wieling
Schiedsrichter: Paulo Ribeiro, Pawel van Lück-Fratczak
Siebenmeter: VfL 1/3, ASV ¾
Zeistrafen: VfL 2 min, ASV 2 min
ASV-Hamm Westfalen
NEWS
ASV verpflichtet Torwartroutinier
Einen Neuzugang für den Sommer hat der ASV Hamm-Westfalen am Wochenende angekündigt. Mit Vladimir Božić hat der Handball-Zweitligist einen Torwartroutinier verpflichtet, der zu dem bisherigen Duo bestehend aus Felix Storbeck und Jan Wesemann stoßen wird.
„Mit Vladimir kommt ein sehr erfahrener Spieler zu uns, der vom Torhüterspiel her noch einmal ein ganz anderer Typ ist“, freute sich Trainer Michael Lerscht über die gelungene Verpflichtung des 37-jährigen ehemaligen kroatischen Nationalspielers. Der in Split geborene Bozic spielt aktuell bei Erstligist Balingen. Zuvor sammelte er in verschiedenen Ligen in Kroatien, Österreich, Polen und der Slowakei Erfahrung und hatte Einsätze im EHF Challenge Cup und im EHF Pokal. „Ich kenne ihn noch aus seiner Zeit beim Neusser EV beziehungsweise dem Nachfolgeverein HC Rhein Vikings. Bei der Suche nach einem erfahrenen Torwart war er natürlich sofort auf unserem Radar“, erklärt Lerscht weiter. Bozic erhält beim ASV einen Zwei-Jahres-Vertrag, wie ASV-Geschäftsführer Thomas Lammers bekanntgab. „Ich kenne den ASV und die WESTPRESS arena schon aus dem ein oder anderen Spiel, das waren immer tolle Partie. Ich freue mich auf die neue Aufgabe ab Sommer“, erklärte Bozic nach der Vertragsunterzeichnung.