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“Wollen uns stetig entwickeln”

Sieben Spiele stehen für den ASV Hamm-Westfalen in der 2. Handball-Bundesliga noch auf dem Programm. Zwei Punkte trennen die Westfalen derzeit vom Aufstiegsplatz. Der Ausgang der Spielzeit ist also noch völlig ungewiss: Geht es zurück in das Oberhaus oder kämpfen die Westfalen auch im kommenden Jahr in der 2. Liga um Punkte? Dagegen fest steht allerdings, dass diese sieben Partien die letzten Profispiele für Abwehrchef Markus Fuchs sein werden, der im Sommer seine Laufbahn nach dann zehneinhalb Jahren bei den Westfalen beenden wird und seine neue Rolle als Manager und Prokurist der Handballmarketinggesellschaft des ASV antreten wird. Im Interview äußerte sich der 32-Jährige zur aktuellen Situation beim Bundesligisten, seiner Entscheidung und seinen Zukunftsplänen.

Fühlen sich diese Spiele nach der Entscheidung, die Laufbahn zu beenden, jetzt schon anders an?

Markus Fuchs: „Ehrlicherweise noch nicht. Mein Alltag hat sich durchaus verändert. Wenn ich aber im Training und den Spielen auf der Platte stehe, bin ich noch zu einhundert Prozent Spieler. Aber dass jetzt der Countdown zum Karriereende läuft, merke ich schon. Insbesondere die Spiele erlebt man noch etwas bewusster.“

Inwiefern hat sich denn der Alltag von Markus Fuchs verändert?

Markus Fuchs: „Auch wenn ich offiziell zum 1. Juli die neue Tätigkeit in der GmbH aufnehmen werde, bin ich schon jetzt im Vertrieb aktiv. Zum einen arbeiten wir gerade mit verschiedenen Personen konzeptionell an der Marke ASV und an unseren Zielen, zum anderen nehme ich schon so viele Sponsorentermine wahr, wie ich kann. Und trainiert wird natürlich auch wie immer.“

Das hört sich nach langen Tagen an.

Markus Fuchs: „Das empfinde ich gerade gar nicht so. Das ist äußert spannend und sehr motivierend. Ich glaube sehr an das, was wir da tun und auch an unser Team – sowohl auf als auch neben dem Feld. Und wir haben noch so viele Potenziale. Zeitlich ist das schon herausfordernd, aber das habe ich ja zuvor auch durch die doppelte Belastung mit meinem mittlerweile ja abgeschlossenen Studium an der HSHL und dem Profisport erlebt. Selbstverständlich darf die Familie nicht zu kurz kommen. Ich habe eine tolle Partnerin und das ist ein wichtiger Rückhalt für mich.“

Was verbirgt sich denn hinter der Konzeption und neuen Zielen des ASV?

Markus Fuchs: „Der ASV ist einer der Topklubs in der 2. Handball-Bundesliga. Das klar definierte Ziel von uns ist es, dauerhaft zu den Top 25-Klubs in Deutschland zu gehören. Sportlich sind wir da längst angekommen. Auch wirtschaftlich sind wir eine Topadresse in dieser Liga, um unser sehr stabiles Netzwerk mit mehr als 200 Partnern beneiden uns viele. Aber wir wären ja keine Leistungssportler, wenn wir auf dem Stand verharren wollten und es nur verwalteten. Wir wollen uns stetig weiterentwickeln.“

Wie soll denn diese Entwicklung aussehen und wie gelingen?

Markus Fuchs: „Unser aller Traum ist es doch, sich in der höchsten Spielklasse zu etablieren. Aktuell sind wir sportlich sehr nah an der 1. Liga dran, das zeigt ja auch das Abschneiden in dieser Saison. Im zurückliegenden Erstligajahr haben wir aber auch gesehen, dass uns zu den gestandenen Erstligaclubs – und das waren ja alle 17 Mitbewerber – doch noch einiges fehlt. Wir haben es ja häufig gehört: der kleinste Etat, die kleinste Halle, die kleinste Geschäftsstelle. Die Rolle des Underdogs ist charmant, aber auf Dauer natürlich nicht tragfähig für so eine große Aufgabe.

Wie kann sich das ändern?

Markus Fuchs: „Sportlich ist das gar nicht so schwierig. Man muss frühzeitig auf Erstliganiveau in die Personalplanung gehen. Spielerverpflichtungen auf diesem Niveau kurz vor dem Saisonende sind extrem schwierig – und dann auch meist teurer. Man hat es am Beispiel Gummersbach gesehen, was für einen Unterschied es macht, bereits ab Jahresbeginn alle Planungen darauf auszurichten. Auch Bietigheim hat vor Saisonbeginn das Ziel auf allen Ebenen ausgegeben und entsprechend in allen Bereichen so agiert.“

Das alles geht aber nur mit einem Erstligaetat?

Markus Fuchs: „Richtig, zumindest annähernd. Und das ist sicher unsere größte Aufgabe: Wir müssen den Etat erhöhen, ihn deutlich über die Marke von drei Millionen Euro bringen und dann schrittweise weiter verbessern. Und dafür haben wir einen Plan: Wir wollen die Region Westfalen stark in den Fokus nehmen, dabei natürlich unseren Standort Hamm nicht vergessen. Dazu gehören dann eben regelmäßig – nicht falsch verstehen, ich spreche für die nächste Spielzeit von einer Partie – Auftritte in den Dortmunder Westfalenhallen. Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir das können. Dazu gehört eine Vertriebsmannschaft mit engagierten Personen, die das große Netzwerk betreuen. Da sind wir bereits in sehr guten Gesprächen. Und dazu gehört die schrittweise Verstärkung des Teams um das Team. Denn auch hier gibt es trotz der Verbesserungen der vergangenen Jahre noch Nachholbedarf.“

Wenn man diese Aufgaben so hört, wäre da ein Wiederaufstieg in diesem Sommer nicht verfrüht?

Markus Fuchs (lacht): „Keinesfalls. Ich habe auch die Vermutungen einiger Fans gelesen, dass man ja nicht aufsteigen dürfe. Das ist natürlich totaler Quatsch. Die Mannschaft arbeitet hart daran und will sich diesen Traum verwirklichen. Ich könnte mir auch keinen schöneren Abschied aus dem Profihandball vorstellen. Wirtschaftlich ist so ein Aufstieg kein Risiko, wenn man keine Harakiri-Verpflichtungen vornimmt. Und das werden wir garantiert nicht tun – wir machen das, was möglich ist. Und durch höhere Fernsehgelder beispielsweise gäbe es ja auch noch Möglichkeiten. Letztlich hilft uns ein Erstligajahr immens bei der Markenstärkung. Wir hatten letzte Saison rund 6,5 Millionen TV-Zuschauer und haben auch viele neue Dauerkarteninhaber gewonnen. Unser Abschneiden und Auftreten wurde trotz des Abstiegs von allen Seiten sehr gelobt. Aber das ist alles ja noch Zukunftsmusik.“

Sieben Spiele Zukunftsmusik?

Markus Fuchs: „Vielleicht sieben Spiele. Ich bin schön überzeugt, dass es bis zum Ende spannend bleibt. Was haben wir diese Saison schon erlebt: Rekord-Pokalspiel, Rekord-Aufholjagd, Rekord-Saisonstart. Irgendwie fühle ich, dass es das noch nicht war.“

Im März stellte der neue (und alte) kommissarische Geschäftsführer Franz Dressel (l.) Markus Fuchs als neuen Manager und Prokuristen vor, der diese Aufgabe ab dem 1. Juli 2024 beim ASV übernehmen wird. - Foto: Kottmann/ASV
Im März stellte der neue (und alte) kommissarische Geschäftsführer Franz Dressel (l.) Markus Fuchs als neuen Manager und Prokuristen vor, der diese Aufgabe ab dem 1. Juli 2024 beim ASV übernehmen wird. - Foto: Kottmann/ASV
Vor zehn Jahren noch Kontrahenten auf dem Spielfeld, ab Sommer gemeinsam für den ASV in der Verantwortung: Markus Fuchs (r.) und der neue Trainer Michael Hegemann. Das Foto stammt aus dem Duell des ASV mit TuSEM Essen aus November 2014. - Foto: Wegener/ASV
Vor zehn Jahren noch Kontrahenten auf dem Spielfeld, ab Sommer gemeinsam für den ASV in der Verantwortung: Markus Fuchs (r.) und der neue Trainer Michael Hegemann. Das Foto stammt aus dem Duell des ASV mit TuSEM Essen aus November 2014. - Foto: Wegener/ASV