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Veröffentlicht am 03.10.2023 von Simon Kottmann

Das Achtelfinale war greifbar

Nur ganz knapp hat der ASV Hamm-Westfalen am Dienstagabend den Einzug in das Achtelfinale des DHB-Pokals verpasst und betrieb dabei wieder allerbeste Werbung in eigener Sache. Der Spitzenreiter der 2. Handball-Bundesliga brachte den aktuellen Siebten des Handball-Oberhauses, den HSV Hamburg, durch eine couragierte Energieleistung an den Rand einer Niederlage, leistete sich aber in den Schlussminuten kleine Ungenauigkeiten, die der Favorit zum 36:35-Sieg nutzte.

Vorangegangen war ein sehenswertes Handballspiel, in dem die Westfalen den klassenhöheren Hamburgern alles abverlangten. So zeigte sich der ASV vom Tempospiel unbeeindruckt, ging die Geschwindigkeit von Anfang bis Ende und lieferte sich ein Duell auf Augenhöhe. Die anfängliche 2:1-Führung der Gäste sollte bis zur 20. Minute die letzte HSV-Führung sein. Yonatan Dayan glich in der dritten Minute aus, Jakub Sterba und Torwart Marcos Colodeti ins leere Tor brachten den ASV mit 3:2 in Führung. Und diese bauten die Gastgeber vor 1.687 Zuschauern bis zur sechsten Minute auf 6:3 aus. HSV-Coach Torsten Jansen hatte genug und rief sein Team zur Auszeit. In dieser wies er deutlich darauf hin, dass schon ein Prozent weniger Leistung und Bereitschaft genau dazu führen: Zu einem Rückstand gegen den Zweitligisten.

Einige Minuten noch blieb der ASV in Führung, dann schlossen die Hamburger immer weiter auf. Nach dem 9:9 in der 13. Minute durch Leif Tissier war die Partie spätestens komplett offen. Nach einer torreichen ersten Halbzeit, in der beide Abwehrreihen und auch die Torhüter dahinter einen schweren Stand hatten, ging es mit 18:18 in die Pause. Auffällig war: Beide Trainer setzten jeweils beide Mittelleute gleichzeitig ein: Während Björn und Zintel und Yonatan Dayan beim ASV für Tempo sorgten, waren es beim HSV der Ex-Westfale Dani Baijens und Leif Tissier. Das 9:7 für den ASV in der elften Spielminute war die letzte Zwei-Tore-Führung für ein Team bis zur zweiten Halbzeit.

Auch dann war es zunächst ein Schlagabtausch, nun aber mit leichten Vorteilen bei den Gästen, die Rückraum Jacob Lassen per Doppelschlag in der 34. und 35. Minute mit 22:20 in Führung warf. ASV-Trainer Michael Lerscht reagierte mit einem zusätzlichen Feldspieler – die Maßnahme funktioniert, Björn Zintel und Fabian Huesmann gleichen auf 22:22 aus. Bis zur 46. Minute lief es dann immer gleich: Die Gastgeber legte vor, Hamburg glich aus.

Dann kam es zu einem folgenschweren Aufreger auf dem Feld und den Rängen: Nach Foulspiel an Stefan Bauer, der zuvor zweimal in Folge für den ASV aus dem Feld traf, erhielt Thies Bergemann eine Zwei-Minuten-Strafe und der ASV einen Siebenmeter zugesprochen. Allerdings sprang der gefoulte Bauer auf und stand nun fast Kopf an Kopf mit Bergemann. Eine Aktion, die die Unparteiischen mit einer weiteren Zeitstrafe gegen Bergemann und einer Strafe gegen Bauer ahndeten. Und für Letzteren war es bereits die dritte Strafe im Spiel, gleichbedeutend also mit der Roten Karte. Eine Aktion also, die getrost in die Kategorie „Unnötig“ eingeordnet werden durfte.

Zwar verwandelte Fabian Huesmann – wie auch seine fünf anderen Siebenmeter an diesem Abend – sicher, fortan fehlte Bauer, der bis dahin eine starke Leistung zeigte, in Abwehr und Angriff. Zunächst übernahmen die anderen ASV-Kreisläufer Jonas Stüber und Philip Jungemann nahtlos mit ihren Treffern zum 29:28 beziehungsweise 30:29. Doch in Überzahl warf Frederik Andersen Hamburg nach dem Ausgleich von Jacob Lassen mit 31:30 in Führung.

Aber noch einmal kämpfte sich der Zweitligist zurück: Nico Schöttle und Huesmann brachten den ASV wieder mit 32:31 in Führung, nachdem sich ausgerechnet Lassen einen technischen Fehler im Angriff erlaubte. Doch Ungenauigkeiten dieser Art erlaubte sich in den verbleibenden sechs Minuten auch der ASV. Casper Mortensen und Andreas Magaad waren die Nutznießer und warfen den HSV vorentscheidend mit 34:32 in Führung. Zweimal kam der ASV noch heran, das 36:34 von Leif Tissier 18 Sekunden vor Schluss war aber die Entscheidung. Nach dem Anschlusstor von Jan von Boenigk verblieb zu wenig Zeit für den ASV, um Hamburg doch noch in die Verlängerung zu zwingen.

„Ich bin heilfroh, dass wir in die nächste Runde einziehen konnten gegen eine sehr, sehr gute Mannschaft vom ASV Hamm. Wir wussten, dass es ein schweres Ding wird. Wir konnten uns niemals absetzen. Im Gegenteil, wir lagen häufig zurück. Da brauchte es schon ein Energieleistung, dass noch zu drehen. Das ist uns zum Glück gelungen. Das war ein ganz, ganz steiniger Weg“, befand HSV-Trainer Torsten Jansen nach der Partie in der Pressekonferenz. Michael Lerscht meinte: „Es tut weh, weil die Option da war, in die nächste Runde einzuziehen. Unter dem Strich haben wir ein gutes Handballspiel gesehen, mit vielen Dingen, die für den Zuschauer unterhaltsam waren. Ich bin stolz auf die Jungs, dass sie nach 48 Stunden nach so einem Kampf gegen Vinnhorst wieder so eine Leistung aufs Feld kriegen. Wir sollten das Positive rausziehen und sehen, zu was wir im Stande sind. Unter dem Strich: Schade, es sind Kleinigkeiten, die den Ausschlag geben.“

ASV Hamm-Westfalen – Handball Sport Verein Hamburg 35:36 (18:18)

ASV: Colodeti (1 Tor, 6 Paraden), Hertlein (5 P.) – Huesmann (7, 6/6 7m), Fuchs, Schöttle (4), Artmeier, Schulze, Sterba (3), Jungemann (2), Zintel (5), Böttcher, Dayan (5), Stüber, von Boenigk (4), Bauer (4)

HSV: Bitter (4 P.), Vortmann (2 P.) – Pinski, Magaard (4), Mortensen (7, 3/3 7m), Tissier (2), Lassen (10), Weller, Axmann (1), Andersen (2), Hartwig, Severec, Bergemann (4), Valiuillin (2), Baijens (4)

Zeitstrafen: ASV 12 min (Rote Karte Bauer 46.) – HSV 14 min

Schiedsrichter: Marvin Cesnik, Jonas Konrad

Zuschauer: 1.687

Pressekonferenz nach dem Spiel

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