Bärenstarker 34:24-Auswärtssieg
Der ASV Hamm-Westfalen hat auch sein fünftes Rückrundenspiel in der 2. Handball-Bundesliga souverän für sich entschieden. Auch ohne den grippenkranken Trainer Michael Lerscht und ohne den ebenfalls erkrankten Mark Artmeier sowie den noch aus dem Minden-Spiel angeschlagenen Yonatan Dayan setzte sich der ASV beim Aufsteiger TuS Vinnhorst mit 34:24 (16:12) durch. Zwei Akteure in einer insgesamt starken Gästemannschaft drückten der Partie dabei ihren Stempel auf: ASV-Torwart Marcos Colodeti zeigte eine sensationelle Leistung. Er parierte insgesamt fast 50 Prozent der Bälle und wehrte insgesamt 22 Würfe ab. Offensiv überragte zudem Nico Schöttle mit elf Toren.
Fünf Minuten brauchten die Westfalen, um ins Spiel beim Aufsteiger zu finden. Eine frühe Zeitstrafe gegen Abwehrchef und einige Unkonzentriertheiten ermöglichen dem TuS eine 5:1-Führung. Co-Trainer Jens Gawer, der kurzfristig die Leitung an der Bank übernahm, rief sein Team in einer frühen Auszeit zu mehr Besonnenheit auf. Und die setzte das in der Folge immer besser um. Tor um Tor spielten sich die Westfalen heran, Kreisläufer Jonas Stüber glich in der 17. Minute zum 9:9 aus. In der 21. Minute gelang dann Rechtsaußen Jakub Sterba, der erneut insgesamt bei sechs Würfen nur einmal nicht traf, das Tor zum 11:10 und zur ersten Gästeführung. Bis zum 12:12 legte der ASV immer vor, Vinnhorst glich aus.
Danach sollten die Gäste endgültig die Kontrolle über die Partie übernehmen. Gut sechs Minuten lang ließ die Abwehr des ASV gemeinsam mit dem überragenden Torwart Colodeti im Rücken keinen Treffer mehr zu. Vorne stellten Florian Scheerer, Alexander Schulze und Sterba eine 15:12-Führung her, die Colodeti selbst mit einem Treffer ins leere TuS-Gehäuse zum 16:12-Pausenstand veredelte.
Genau vier Minuten lang hielt das ASV-Abwehrbollwerk auch im zweiten Abschnitt, erst dann erlöste Matthias Hild die Fans des Aufsteigers mit seinem Tor zum 13:17. Doch der Favorit hatte längst die Fäden in der Hand und spielte seine Stärken souverän aus. Immer wieder fanden die Akteure – allen voran Nico Schöttle – Lücken in der Abwehr und bauten so den Vorsprung immer weiter aus. Wenn es nicht aus dem Rückraum oder von Außen gelang, dann fanden die Westfalen den Weg über den Kreis, wo Jonas Stüber bei seinen vier Toren ohne Fehlwurf blieb. Und der Brasilianer im Tor der Westfalen zeigte weiterhin eine spektakuläre Parade nach der anderen – nach zwölf Paraden im ersten Abschnitt legte er nochmal neun in Halbzeit zwei nach.
Am Ende feierten die Gäste, die sich auch von der Roten Karte gegen Kapitän Fabian Huesmann elf Minuten vor dem Ende nicht mehr aus der Ruhe bringen ließen, den fünften Rückrundsieg und eine gelungene Premiere für Neuzugang Marc-André Haunold. Der Österreicher bekam nach einem unterzahlbedingten Kurzeinsatz in Halbzeit eins im zweiten Abschnitt noch einige Spielanteile und führte sich mit einigen Vorlagen und in der 50. Minute mit seinem ersten Tor für den ASV ein.
Am kommenden Freitag geht es dann für die Westfalen weiter, diesmal wieder in der heimischen WESTPRESS arena gegen den HSC Coburg. Anwurf ist um 19:30 Uhr.
TuS Vinnhorst – ASV Hamm-Westfalen 24:34 (12:16)
TuS: Kristoffersen (4 Paraden, 21 %), Hanemann (4 Paraden, 19 %) – Mileta (2), Buntic (1), Ruddat (1), Eberlein (3), Lungela (2), Siegler (2), Mazic (1), Gertges (3), Hagen (1), Timm (3), Mussner, Schröder, Durmaz, Hild (5)
ASV: Colodeti (21 Paraden, 49 %), Hertlein – Huesmann (1, 1/2 7m), Fuchs, Schöttle (11), Scheerer (2), Schulze (1), Sterba (5), Jungemann, Zintel (3), Haunold (1), Bornemann, Stüber (4), von Boenigk (5),
Schiedsrichter: Nils Hennekes, Moritz Hartmann
Zeitstrafen: TuS 8 min, ASV 8 min, Rote Karte Huesmann (49.)
Zuschauer: keine Angabe (Kap. 1.150)
ASV verpflichtet brasilianischen Nationaltorwart
Zum ersten Mal hat der ASV Hamm-Westfalen ab dem Sommer einen Brasilianer in seinen Reihen: Marcos Vinicios Colodeti wechselt zur neuen Spielzeit vom 17-fachen slowakischen Serienmeister Tratran Prešov nach Westfalen.
Mit Prešov startete der 27-Jährige in dieser und den beiden Vorsaison in der EHF European League und feierte 2021 und 2022 die Meisterschaft in der Extraliga, in diesem Sommer unterlag der Club in den Play Offs im Finale knapp mit 2:3 Spielen Povazska Bystrica. Am Dienstagmittag stellte der ASV, der in diesen Tag in seiner neuen sportlichen Heimat weilt, persönlich im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor, der sich „riesig auf die Aufgabe in Hamm freut“, wie der Torwart-Neuzugang betonte. Colodeti erhält einen Zwei-Jahres-Vertrag bei den Westfalen.
„Dass wir einen neuen Torhüter brauchten, war ja mit dem anstehenden Karriereende von Vladimir Bozic klar“, erklärte Trainer Michael Lerscht, der durch ein Beraternetzwerk auf den Brasilianer aufmerksam wurde. „Ich habe dann sehr viel Video geschaut und wir haben sehr viel telefoniert. Mir gefiel sein Torwartstil. Sein offenherziges, brasilianisches Temperament ist sicher auch eine Bereicherung für uns und wird sicher nicht nur auf dem Feld, sondern auch neben dem Feld“, so der ASV-Trainer weiter.
Für Marcos Colodeti gehe mit der Verpflichtung durch Hamm, an der auch sein Vorgänger Vladimir Bozic in seiner neuen Rolle als Spielerberater mitwirkte, ein Traum in Erfüllung, betonte der Brasilianer, der immer schon gerne in Deutschland spielen wollte und nun für Hamm sein Bestes geben will, „auch wenn es für eine Zielsetzung zur neuen Saison noch zu früh sei“, so Colodeti. Dies bekräftigte auch Trainer Michael Lerscht: „Wir wollen nun die verbleibenden drei Spiele in der 1. Liga bestmöglich absolvieren. Danach haben wir uns alle gemeinsam die fünf Wochen Sommerpause verdient. Am 17. Juli starten wir über die Vorbereitung und kommen erstmalig als Gruppe zusammen.“ Vor diesem Start absolviert Colodeti noch einen Lehrgang mit der brasilianischen Nationalmannschaft, zu dessem Aufgebot er seit kurzem zählt. Die Zielsetzung für das Nationalteam ist die Qualifikation für das Olympische Handballturnier in Paris.
Gemeinsam mit Colodeti werden beim ASV-Trainingsauftakt auch erstmalig Rechtsaußen Jakub Sterba (TSV Bayer Dormagen) und Kreisläufer Philip Jungemann (HC Elbflorenz Dresden). Verlassen werden den ASV im Sommer Vladimir Bozic (Karriereende), Jan Pretzewofsky (TSG Altenhagen-Heepen), Tim Wieling (TuS Nettelstedt-Lübbecke), Benjamin Meschke (Pfadi Winterthur), Mait Patrail (Ziel unbekannt), Noah Moussa (Wölfe Würzburg) und Lars Kooij (TV Emsdetten).